Das Forum Fairer Handel veröffentlicht jedes Jahr im Sommer die Um- und Absatzzahlen des Fairen Handels in Deutschland für das jeweilige Vorjahr. Wir werfen an dieser Stelle einen Blick darauf und schauen uns auch an, wie die Entwicklung 2020 in den Weltläden war.
Festzustellen ist, dass die aktuelle Pandemie auch den Fairen Handel herausfordert und der Umsatz erstmalig nach einem Jahrzehnt Aufwind im Geschäftsjahr 2020 rückläufig war. Doch die Fair-Handels-Bewegung ist es gewohnt, gegen den Strom zu schwimmen und partnerschaftliche Handelsbeziehungen zu pflegen, die auch schwere Zeiten überstehen. Dabei hilft nicht zuletzt die tiefe Überzeugung, dass eine sozial und ökologisch zukunftsfähige Wirtschaft möglich ist. Auch geben die vielen positiven Beispiele von Resilienz und Solidarität in der Krise Anlass zur Hoffnung, dass es "nach" der Pandemie wieder bergauf geht. Was die wirtschaftliche Entwicklung des Fairen Handels in Deutschland betrifft, gibt auch die aktuelle Verbraucher:innenbefragung zum Fairen Handel Anlass zu Optimismus: denn immer mehr Menschen in Deutschland greifen zu fairen Produkten. Und das ist doch eine freudige Nachricht!
Genaue Zahlen
2020 wurden in Deutschland 1,8 Milliarden Euro zu Endverbraucherpreisen mit Produkten aus Fairem Handel umgesetzt. Das entspricht einem Umsatzrückgang von 2,9 % gegenüber 2019. Mit einem Anteil von 30 % am Gesamtumsatz ist Kaffee in Deutschland weiterhin der Spitzenreiter unter den fairen Produkten. Auf Platz 2 und 3 liegen Südfrüchte (v.a. Bananen) und Textilien mit einem Anteil von etwa 10 % am Gesamtumsatz. Wie auch in den Vorjahren stammt der größte Teil des Umsatzes (80 %) aus dem Verkauf Fairtrade-gesiegelter Produkte (1,45 Milliarden, - 3,2 %). Weltläden und Weltgruppen verkauften dagegen 2020 fair gehandelte Produkte im Wert von 72 Millionen Euro – das entspricht einem Umsatzrückgang von 13,3 % im Vergleich zu 2019. Dieser hängt vor allem mit Ladenschließungen und leeren Innenstädten infolge der Pandemie zusammen. Insgesamt sind die Weltläden jedoch gut durch die Krise gekommen, Geschäftsaufgaben ließen sich verhindern.
Viele Erzeuger*innen von Lebensmitteln kämpfen täglich um ihr Überleben. Auch infolgedessen ist die Kinderarbeit weltweit gestiegen. Ein besonders trauriges Beispiel ist der westafrikanische Kakaoanbau, wo über 1,5 Millionen Kinder gefährliche Arbeiten verrichten und immer wieder Fälle von Zwangsarbeit ans Licht kommen. Leider hat die Corona-Krise die ungerechten Verhältnisse entlang vieler Lieferketten verstärkt. Daher setzen wir und viele andere aus der Bewegung auf das im Juni 2021 verabschiedetet Lieferkettengesetz. Erstmalig verpflichtet ein Gesetz hierzulande Unternehmen, Verantwortung für die Menschen in ihren Lieferketten zu übernehmen. Das ist ein Erfolg der Zivilgesellschaft – darunter auch der Fair-Handels-Bewegung – und eine gute Nachricht für alle, die unter ausbeuterischen Bedingungen in den Lieferketten deutscher Unternehmen arbeiten.
Die Initiative Lieferkettengesetz, der auch das FFH angehört, formulierte es sehr treffend: Wir sind noch nicht am Ziel aber endlich am Start.
Wer noch tiefer in die Materie einsteigen möchte, dem/der empfehlen wir einen Blick in den Bericht des Forum Fairer Handel zu "Umsatz- und Absatzzahlen 2020".