Unser Teammitglied Mareike hat das Buch "Klimabewusst & glücklich" von Christine Eigenbrod gelesen und findet es wie folgt:
"Dieses Buch unterscheidet sich deutlich von den meisten Artikeln (ganze Ratgeber habe ich noch nicht gelesen) zu klimabewusstem Verhalten, in denen einem z.B. empfohlen wird, die Wäsche doch bei gutem Wetter draußen zu trocknen anstatt im Trockner. Ein paar konkrete Hinweise gibt es zwar auch hier, z.B. wiederholt Hinweise darauf, welche Rolle vegane Ernährung im Vergleich zu etlichen anderen Entscheidungen spielt oder dass die Haltung von Kaninchen und Meerschweinchen im Vergleich zu Hunden und Katzen kaum klimarelevant ist. Neu ist an diesem Buch jedoch ein tiefgehendes und wissenschaftsbasiertes Hinterfragen von Gewohnheiten, Denkmustern und alltäglichen individuellen Abläufen in unser aller Leben.
Dabei legt die Autorin vor allem großen Wert auf Praktikabilität, z.B. sei das Waschen mit getrockneten Kastanien oder Efeublättern nicht für jeden Haushalt eine gewinnbringende Vorgehensweise..
Sie erklärt gut verständlich wirtschaftlich erforschte Grundlagen, z.B. den Grenznutzen bei mehrfachen Anschaffungen (also den abnehmenden Nutzen vom zehnten Paar Schuhe im Vergleich zum ersten Paar), zeigt verschiedene Denkmuster bei unseren alltäglichen Einkaufsentscheidungen auf, wie die Alternativblindheit (gerade bei der Berechnung von CO2-Emissionen für einzelne Produkte gestaltet sich ein wahrhaftiger Vergleich häufig schwierig, sodass wir nicht immer die wirklich klimafreundliche Entscheidung treffen), die Aktivitätsbias (nur, weil Produkte nachhaltig sind, muss ich sie nicht kaufen – Nichtkaufen ist das klimafreundlichste Verhalten) und die Zero-risk-Bias (besser, ich verändere mein Verhalten zu einem großen Anteil, z.B. 80%, anstatt gar nicht, weil ich mich davon abschrecken lasse, dass ich 100% nicht schaffen werde).
Dann wird es etwas anstrengend: Anstatt, dass wir mit den neuesten Tipps loslegen und uns nach erfolgter Umsetzung nach 10 Minuten stolz und glücklich fühlen können, geht sie auf die großen Lebensentscheidungen ein:
Wie wohne ich? Wie und warum kaufe ich was ein? Nutze ich Dinge möglichst lange? Ist meine Wohnung aufgeräumt, so dass ich meine Besitztümer im Blick habe und pflegen kann? Wie kann ich die Abläufe in meinem Alltag effizienter gestalten, so dass das Klima davon profitiert, wenn ich weniger waschen, kochen, wegwerfen, einkaufen muss? Wie kann ich meinen Lebensstil so gestalten, dass weniger Konsum stattfindet, wo und wie finde ich (wirklich) Erfüllung im Leben?
Auch wenn ich das gerade anstrengend genannt habe: Ich finde diese Lektüre überzeugend und auch die Tatsache, dass die Klimaerhitzung sich nicht durch die Vermeidung von Plastiktüten oder den Kauf (vermeintlich) umweltfreundlicher Produkte einfach erledigen lässt, leuchtet ein. Zum Glück benennt die Autorin schließlich auch, dass wir zwar auf der individuellen Ebene einiges tun können, die großen Veränderungen aber auf politischer und wirtschaftlicher Ebene passieren müssen und dass wir dazu aufgerufen sind, dafür zu sorgen, dass das passiert. Jede*r einzelne von uns.
Fazit: Wer wirklich wirklich wirklich klimabewusster leben möchte und dazu bereit ist, einiges an Hirnschmalz und Verhaltensänderung zu investieren, ist mit diesem Buch gut beraten, hat jedoch noch keinen fertigen Plan, sondern muss diesen für sich mithilfe der Anleitungen individuell ausarbeiten. Wer auf die Schnelle ein paar Tipps und Tricks mitnehmen möchte, wird in diesem Buch vielleicht nicht so viele finden, wie mensch für 22€ erwarten würde."